Summa Summarum 25.10.2021

Guten Tag liebe Leser,

für viele deutsche Anleger war es das erste Investment an der Börse. Und es sollte ein traumatisches Erlebnis für viele werden: der Börsengang der Deutschen Telekom vor 25 Jahren. Auch für CAPinside-Expertin Jessica Schwarzer war es damals die Börsenpremiere. Sie erklärt ihre ganz persönlichen Lehren aus der Aktie

Ist das wirklich schon 25 Jahre her? Ja. Denn am 18. November 2021 jährt sich der Börsengang der Deutschen Telekom zum 25. Mal. Und ich war bei der Premiere dabei. Es war meine erste allererste Aktie – die vergisst man nie! Die Idee, an der Börse zu investieren, hatte übrigens meine Mutter. Fortan haben wir wirklich alles über Aktien und über Börse gelesen, was wir in die Finger bekommen haben. Und wir haben gezockt. Wie so viele andere Deutsche auch.

Der Run auf die T-Aktie war so groß, dass wir nur einen Bruchteil der gezeichneten Papiere bekommen haben. Der Emissionskurs lag bei 28,50 DM (umgerechnet 14,57 Euro). Es lief dann auch richtig gut. Der Börsengang war genau der Erfolg, den Tatort-Kommissar Manfred Krug – seines Zeichens das Werbegesicht der Telekom – uns in zahlreichen Werbespots versprochen hatte. Der Kurs stieg und stieg und ich habe sie glücklicherweise relativ schnell mit einem überschaubaren Gewinn verkauft. Als die T-Rally dann Fahrt aufnahm –  am 6. März 2000 erreichte die T-Aktie bei 103,50 Euro ihren Höchststand – habe ich aber natürlich den entgangenen Gewinnen  hinterher getrauert.

Wie die Bruchlandung noch heute wirkt

Dann kam der Absturz. Als viele Internetfirmen Anfang des neuen Jahrtausends in Schwierigkeiten gerieten, begann der Ausverkauf der T-Aktie. Hausgemachte Probleme, ein paar Skandale, dazu das Platzen der Internetblase nebst Börsencrash – es gab kein Halten mehr. Im Juni 2002 stürzte die Aktie sogar unter die Marke von zehn Euro. Ihre alten Höhen hat sie seither nie wieder erreicht. Im Gegenteil. Beim Blick auf den Chart kommen wohl so manchem Altaktionär die Tränen. Die meisten haben irgendwann wahrscheinlich die Reißleine gezogen und mit hohen Verlusten verkauft, andere halten tapfer durch. Oder ist es Resignation? Das totale Verdrängen? Heute notiert die Aktie bei gut 16 Euro. Selbst die Dividende, die viele Jahre lang recht üppig floss, macht die Aktie nicht zu einer Rendite-Rakete.

Für viele war die T-Aktie ihre erste Aktie. Die meisten haben ihr T-Trauma nie überwunden. Das hat im Sommer erst wieder eine Studie des Deutschen Instituts für Wirtschaftsforschung (DIW) gezeigt. Es war nicht die erste Studie dieser Art. Das Ergebnis ist trotzdem spannend: Haushalte, die den Crash der T-Aktien damals erlebt haben, investieren selbst mehr als 20 Jahre später 60 Prozent weniger in Aktien als jüngere Haushalte, die das Drama nicht bewusst erlebt haben. Haushalte, die in T-Aktien investierten, sind auch deutlich seltener am Aktienmarkt aktiv als Haushalte, die den Crash zwar miterlebt haben, aber keine T-Aktien hielten. Die Deutschen und die T-Aktie – das Trauma ist nach mehr einem Vierteljahrhundert noch immer sehr real. Wenn ich mir die Studie des DIW anschaue, bin ich eine etwas speziellere Aktionärin. Denn ich bin begeisterte Aktionärin geblieben. Die T-Aktie konnte mir meine Lust auf Börse nicht nehmen. Damit bin ich aber wirklich ein Sonderfall. Für mich war die T-Aktie kein Drama, sondern der Beginn einer Romanze, meiner Romanze mit der Börse.

Ich habe damals viel über die Börse und Aktieninvestments gelernt.

Die wirkliche „Lessons learned“ aus dem T-Desaster habe ich aber erst Jahre später begriffen: Einzelaktien sind nichts für Privatanleger. Wenn überhaupt, sind sie eine Beimischung. Wir sollten breiter gestreut – Stichwort Diversifikation – investieren und die Einzeltitelauswahl Profis, also Fondsmanagern und Vermögensverwaltern überlassen. Die können das nämlich in der Regel besser, schließlich machen sie den lieben langen Tag nichts anders. Oder wir setzen gleich auf ETFs. Für mich gilt auf jeden Fall: Einzelaktien kommen nur noch in mein Spielgeld-Depot. Wenn es mal wieder zu einem Drama kommt – Wirecard lässt grüßen – bin ich nur mit kleinen Beträgen investiert. Bei meiner langfristigen Geldanlage setze ich auf maximal Risikostreuung, mit ETFs und Fonds. Und auf blumige Werbekampagnen rund um das Thema Geldanlage, ob nun mit oder ohne Tatort-Kommissar, vertraue ich erst recht nicht mehr. Auch das man entgangenen Gewinnen nicht nachtrauern sollte, habe ich gelernt. Aber trotzdem denke ich noch immer gerne an meine erste Aktie zurück, wie stolz ich war und wie aufregend das alles war! (Quelle: CapInside)

Eine beschwingten Start in die neue Woche wünscht Ihnen das Team der Müller & Veith Investment GmbH

Zum Schluß noch ein Blick auf die Kapitalmärkte:

(Quelle: Goldman Sachs)

Europa:

Amerika:

Asien/EM:

Die Börsen in Taiwan und Neuseeland bleiben heute feiertagsbedingt geschlossen.

Wir tun nicht nur das, was wir können – wir können auch das, was wir tun.

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