InvestMail: Aktueller Ausblick auf den Kapitalmarkt

Liebe Kunden,

ein ereignisreiches Halbjahr ist zu Ende gegangen.

Ein Krieg Mitten in Europa, weltweite Lieferengpässe unter anderem durch eine No-Covid-Strategie Chinas, explodierende Energie- und Lebensmittelpreise und Corona halten uns in Atem, obwohl wir nicht direkt die Ursachen für diese Probleme sind. Gleichzeitig sind die meisten Marktsegmente an den weltweiten Börsen auf Talfahrt gegangen.

Der DAX hat im Juni mit einem Minus von 11,15 % die schlechteste Monats-Performance seit des Corona-Crashs im März 2020 generiert. Und niemals zuvor ist der deutsche Leitindex in einem Juni so stark eingebrochen. Ähnlich desaströs haben sich die Aktienindizes in den USA entwickelt. Das Minus des S&P 500 der vergangenen sechs Monate summiert sich auf 20,6 %. Es ist damit das schwärzeste Halbjahr seit 1970. Für den Dow Jones ging es mit einem Kursverlust von 15,3 % in diesem Zeitraum zuletzt 1962 so stark bergab. Und beim Nasdaq haben wir es sogar mit einem Rekord-Minus von 29,5 % zu tun, wobei dessen Historie nicht annähernd so weit zurückreicht wie bei den beiden anderen Indizes. Die stärksten Rückschläge haben die sogenannten „non-Profit“-Growth-Aktien (Unternehmen mit sehr starkem Geschäftswachstum aber nur sehr geringen oder negativen Unternehmensgewinnen) verzeichnet. Hier gab es Bewertungskorrekturen zwischen 70-90%. An den Jahreszahlen können Sie jeweils erkennen, dass es so etwas nicht zum ersten Mal gibt oder gegeben hat. Geschichte wiederholt sich, aber halt nicht immer gleich.

Auch die spektakulären Höhenflüge bei den Kryptowährungen lösen sich langsam aber sicher in Luft auf. Kurse brechen überdurchschnittlich an allen Fronten ein und erste Handelsplattformen melden Insolvenzen an. Der bisherige Spaß, insbesondere von jungen Anlegern, dürfte einem breit angelegten Frust gewichen sein.

Mangels autarker Rohstoffversorgung ist Europa, und damit auch Deutschland, von der Energiepreiskrise am stärksten betroffen. Ergo wirken sich die Themen Versorgungsicherheit und hohe Preisniveaus der Rohstoffe belastend aus.

Aus diesen Umständen heraus hat sich quasi ein Käuferstreik entwickelt. Was jetzt vielleicht noch fehlt, ist ein finaler Sell-Off. Fallen die Aktienkurse noch einmal dynamisch auf neue Korrekturtiefs, könnte dies den Markt derart bereinigen, dass vermehrt wieder Anleger in den Markt einsteigen und ein neuer positiver Zyklus entsteht. In diesem Augenblick wandert das Geld von den „schwachen Händen“ (Teilnehmer die aus Panik verkaufen wollen oder müssen) in die „starken Hände“ (langfristig orientierte Investoren mit Strategie). Sollte es dazu kommen, werden wir auch Sie zum Schnäppchenkaufen aufrufen.

Bei Immobilien sieht es aktuell nicht viel besser aus, obwohl es bei den meisten Marktteilnehmern noch nicht angekommen ist. Durch rapide steigende Zinsen, Verteuerung von Baustoffen und anhaltenden Handwerkermangel wird der Erwerb oder Bau eines Eigenheims für viele Interessenten zunehmend unerschwinglich. Hohe Inflationsraten, gestörte Lieferketten und steigende Energiepreise verteuern einst bezahlbare Vorhaben. Und die EZB dürfte mit dem Paradigmenwechsel in der Zinspolitik erst begonnen haben. Der Immobilienklima-Index stürzt im Vergleich zum Vorquartal von 30,7 auf -5,5 ab. Die Baufinanzierungszinsen für Kredite mit einer Sollzinsbindung haben sich von 1% auf über 3% p.a. binnen drei Monaten verdreifacht.

Immobilienfinanzierung ist wieder so teuer wie vor rund zehn Jahren. Gleichzeitig stiegen die Baukosten im Februar 2022 im Vergleich zum Vorjahresquartal für Wohngebäude um 14,3 Prozent und für Bürogebäude um 15,3 Prozent. Die anhaltende Inflation könnte zu einem weiteren Anstieg bei den Zinsen und Baukosten führen. Wir werden also mit einem zeitlichen Nachlauf von 6-12 Monaten einen deutlichen Dämpfer bei den Immobilienpreisen erleben, was die Käufer von Immobilien erfreuen, Verkäufer ziemlich ärgern wird. Für den Markt selbst ist das sehr heilsam, weil es eben auch bei Immobilien nicht immer nur bergauf geht und hoffentlich einige Blasen in den Großstädten abgebaut werden.

Hoffnung Rentenmarkt? Leider auch nicht. Hier konnten wir Anfang des Jahres ebenfalls einen Crash erleben. Wer zu Jahresbeginn 100.000 Euro zum Beispiel über einen börsengehandelten Indexfonds (ETF) in deutsche Staatsanleihen investierte, hat jetzt theoretisch nur noch 88.770 Euro auf dem Konto. Ein Minus von über 11%. Mit US-Staatsanleihen stehen Anleger im Euro-Raum etwas besser da, aber nur weil der Dollar gegenüber dem Euro kräftig aufwertete. In Dollar gerechnet brachen die Kurse von US-Staatsanleihen quer über alle Laufzeiten im Schnitt um mehr als 9 Prozent ein, in Euro gerechnet blieb im ersten Halbjahr ein Minus von „nur“ 1,22 Prozent. Ähnlich deutlich wie Staatsanleihen brachen die Kurse von Unternehmensanleihen diesseits und jenseits des Atlantiks ein. Ja wir bekommen jetzt schon wieder Zinsen bei Staatsanleihen von 1-1,5% in Deutschland und ca. 3% in den USA, was aber bei Inflationsraten von 7,8% auf beiden Seiten des Atlantiks keinen Vermögenserhalt sicherstellen kann.

Ist es denn jetzt schon an der Zeit wieder Schnäppchen zu jagen? Wir wären froh, wenn wir den berühmten Blick in die Glaskugel hätten. Vor uns liegt nun eine Phase mit schwachen Konjunkturdaten und Reduktionen der Gewinnerwartungen der Unternehmen. Aber wir sind zunehmend optimistisch, dass die Anleger bald durch die aktuellen Probleme hindurchblicken und sich die Korrekturen am Aktienmarkt ihrem Ende nähern. An der Börse wird die Zukunft gehandelt. Und die könnte sich in den nächsten sechs Monaten deutlich besser gestalten als die bisherige Lage.

Wir befinden uns aktuelle wieder einmal in einer Situation, wo gute Nerven und Durchhaltevermögen notwendig sind. Das ist leider der Preis, für eine Wertentwicklung die mittel- und langfristig Ihr Vermögen erhält oder mehrt. Ihre Portfolios haben zweifelsohne in den letzten Monaten gelitten, die Qualität und tatsächlichen Zahlen der Unternehmen in den einzelnen Fonds sollten sich aber schon bald wieder gegenüber der schlechten Stimmung und den politischen Problemen durchsetzen. Die Gewichtung der schwer belasteten Staaten ist bereits deutlich reduziert gewesen. Aktuell haben US-Aktien aus dem „sicheren Hafen“ die höchste Gewichtung in Ihren Depots. Sollten wir Handlungsbedarf in Ihrem Portfolio sehen, werden wir uns mit Ihnen in Verbindung setzen.

Wir hoffen Ihnen mit unserem aktuellen Blick auf die Kapitalmärkte geholfen zu haben. Herr Stache ist in der Zeit vom 06.07.-29.07. im wohlverdienten Sommerurlaub. Frau Huhle hält aber weiterhin die Stellung.

Wenn Sie also weitergehende Fragen haben, können Sie uns gerne jederzeit anrufen oder senden Sie uns eine
E-Mail.

Ihr Team der Müller & Veith Investment GmbH

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