BÖRSENRÜCKBLICK 2022

Liebe Kunden, liebe Investoren,

über Themen wie Krieg in der Ukraine, Inflation und Energiekrise wurde 2022 viel geschrieben – und die schlechten Nachrichten halten leider an. Das möchten wir hier bewusst nicht aufgreifen. Daher machen wir in diesem Jahr eine schonungslose Analyse unserer Einschätzungen von Anfang 2022. Eines kann man vorab schon sagen: Kein Kundendepot konnte ein positives Ergebnis erzielen. Alle von uns eingesetzten Strategien – egal in welcher Mischung – haben nicht geholfen. Woran lag das? Haben die Unternehmen, Schuldner und Banken wirklich so schlecht gewirtschaftet und Verluste produziert? Nein, das Gegenteil war und ist der Fall. Weltweit werden teilweise Rekordgewinne von den Unternehmen erwirtschaftet und an gut gefüllten Liquiditätskassen fehlt es ebenfalls nicht.

Was, wenn nicht die Höhe der Unternehmensgewinne, ist denn Ursache für die schlechte Performance in 2022?

Der schnelle Anstieg der Notenbankzinsen! Warum hat der Zins, der für Kredite mit langen Laufzeiten zu zahlen ist, so große Auswirkungen auf die Bewertung von Aktien (und Immobilien). Die meisten Analysten berechnen den Wert eines Unternehmens nicht nach dem Sachwert (was sind die einzelnen Sachwerte des Unternehmens wert) sondern nach dem Ertragswertverfahren. Hierbei werden die zukünftigen Unternehmensgewinne „abdiskontiert“ auf den heutigen Tag. Die folgende Tabelle zeigt Ihnen, was dabei in 2022 herausgekommen ist:

Wir – und da befinden wir uns leider in großer Gesellschaft – haben die Entschlossenheit der Notenbanken zur Bekämpfung der Inflation durch höhere Zinsen unterschätzt. Da die Unternehmen – die ja letztlich Ursache der Inflation sind, weil sie die Preise für ihre Produkte anheben, aber weiterhin sehr gute Gewinne erzielen – hat es zwar Bewertungsrückgänge, aber keine großen „Panikverkäufe“ an den Märkten gegeben. Leider haben durch die höheren Zinsen nicht nur die Aktienbewertungen, sondern auch die Immobilienwirtschaft und das Kaufverhalten der Konsumenten heftig gelitten, während die Arbeitsmärkte und Staatskassen gut florierten.

Aber erklärt das alles? Viele bekannte Aktienindizes haben sich doch gut geschlagen. Warum ist mein Portfolio zum Teil schlechter gelaufen?

In vielen großen Indizes spielen Rüstungsaktien und fossile Energiewerte eine bedeutende Rolle. Wir haben in vielen Ihren Portfolios schon seit ein paar Jahren den nachhaltigen Weg eingeschlagen. In den Bereichen Zukunftstechnologien, Dekarbonisierung, saubere Energie und Nachhaltigkeit ist dieser Weg im aktuellen Umfeld von Krieg und Energiekrise doch eher schmerzhaft. Warum haben uns Zukunftstechnologien 2022 denn nicht geholfen?

Viele dieser Unternehmen werden erst in einigen Jahren auskömmliche Gewinne erzielen. Sie wurden wegen der oben beschriebenen Thematik neu bewertet. Andere ,“alte“ Rüstungsaktien, Öl- oder Kohleunternehmen, erzielen aber „jetzt“ Sondergewinne und sind daher an den Börsen gefragt und hoch bewertet.

Fazit: Nachhaltigkeit hat im Kriegsjahr nicht performt.

Was folgern wir nun daraus für Ihre persönlichen Anlagestrategien?

Wir sind uns sicher, dass die Unsicherheiten durch die aktuellen politischen und kriegerischen Konfliktherde weiterhin bestehen bleiben werden, deren Auswirkungen auf die Realwirtschaft aber absehbar sind und daher in vielen Strategien durch Anpassungen der Investments bereits Berücksichtigung finden. Es wird und kann daher auch weiterhin zu höheren Schwankungen und temporären Kursabschlägen kommen. Inhaltlich sind wir der festen Überzeugung, dass wir uns mit Investments in alternative grüne Energien, Dekarbonisierung, Digitalisierung, smarte Infrastruktur, Cybersecurity, Gesundheitswesen und insgesamt nachhaltige Themen sehr gut für die Zukunft aufstellen. Für ganz konservative Anleger kommen endlich wieder Rentenfonds als Anlageklassen in Frage, bei denen mit Ausschüttungen zwischen 2-6% p.a. (je nach Anlageregion Schuldnergruppen) gerechnet werden kann. Auch auf Tages- und Festgeldern sind wieder geringe Erträge möglich.

Werden deshalb Aktieninvestments unwichtiger?

Nein, bei Inflationsraten jenseits der Verzinsung für konservative Anlagen gibt es langfristig kaum andere Alternativen zu Aktien. Egal welchen 10 Jahreszeitraum wir zwischen 1900 und 2020 nehmen. In allen Dekaden haben amerikanische Unternehmen Ihre Gewinne jeweils verdoppelt (entspricht ca. 7,2% p.a.). Die Kurse von Aktien werden sich daher auch in der jetzigen Dekade diesem Gewinntrend anschließen. Bleiben Sie nach wie vor strategisch breit gestreut investiert. Hierbei hilft uns der Blick auf Ihre kompletten Vermögenswerte, um auch in unruhigen Zeiten ruhig und gelassen zu agieren.

Eine schöne winterlich sonnige Woche wünscht Ihnen das Team der Müller & Veith Investment GmbH.

Wir tun nicht nur das, was wir können – wir können auch das, was wir tun.

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